Bodensee-Tour


Ins Wasser gefall, zweimal vom Radgefallen, aber dennoch nicht ausfallen!

Samstag, den 14. bis Montag, den 16.Mai 2005



  Samstag, 14. Mai 2005


 
Die Abfahrt war ursprünglich für 8:00 Uhr bei Frank in der Hauptstraße geplant, doch erhielt Roby aus Bad Urach die Nachricht, dass wir bis 17:00 Uhr eintreffen müssten, falls wir noch um 18:00 Uhr ein warmes Abendessen haben wollten. Daher war der Start auf 7:00Uhr vorverlegt worden.
Der Himmel war bedeckt, und mit 15°C war es auch nicht übermäßig warm. Nun ja, um
7:00 Uhr morgens kann es auch noch nicht 25°C haben.
Alle waren pünktlich und Sylvia machte das traditionelle Startfoto, nachdem auch Roby in der Hauptstraße eingetroffen war. Um 7:15 Uhr verließen wir den Hof und fuhren zunächst auf der Straße bis zur Neckarbrücke in Hochberg. Nachdem wir den Neckar überquert hatten, schwenkten wir auf den Neckartal - Radweg Neckar aufwärts Richtung Stuttgart ein. Vorbei an Neckargröningen und Aldingen kamen wir bis Stuttgart-Mühlhausen, bevor wir die ersten Regentropfen abbekamen.
Auf Höhe des Max-Eyth-Sees hatten wir unsere erste Zwangspause. Unter dem Fußgängersteg über den Neckar zogen wir unsere Regenmontur an und unterhielten uns mit einem Jogger, der unter dem Steg ebenfalls Zuflucht vor dem Regen gesucht hatte. Hier packte Benji erstmals seine überragende Regenhose aus. Die Farbe war zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig (Paulchen- Panther-Rosa) doch war er damit der einige unter uns, der auch bei diesem trüben Wetter gut von den Autofahren erkannt werden konnte.
Wir schlängelten uns auf den üblichen Wegen durch Stuttgart hindurch (Neckarquerungen am Mühlsteg und an der König-Karls-Brücke beim Leuze-Bad) um dann entgegen der üblichen Richtung auf dem Radelthon Richtung Esslingen zu fahren.
Gleich nach Obertürkheim nahm Frank dann direkt neben der Bahnlinie der S-Bahn nach Plochingen seine erste Flugstunde.
Starthöhe: ca. 1,20m, Startgeschwindigkeit: rund 20 km/h, Flugzeit: einige, wenige Sekunden und Albatros-Landung (zwei volle Überschläge). Leider kam dabei sein Fahrrad etwas zu Schaden, ebenso wie sein Ellenbogen. Doch verlief der Flug für den ersten Versuch durchaus zufrieden stellend, weil ohne nennenswerte Folgen.
              Schadensbilanz: eine verbogene Aufhängung des Fahrscheinwerfers inklusive völlig überdrehter Vordergabel, ein aufgeschürfter linker Ellbogen und eine abgerissene Signalleitung für den Fahrradtacho. Alles in allem also nicht weiter schlimm. Vordergabel zurückgedreht, Scheinwerferhalter notdürftig zurückgebogen, Ellbogen durch Keule Fotografieren lassen, bevor er wieder zugeheilt war und die beiden Tachos so umprogrammiert, dass der mit der zerrissenen Signalleitung nun als Chronometer eingesetzt werden konnte. Und weiter ging’s.
Während der Weiterfahrt in Richtung Esslingen stellen wir fest, dass somit die Stürze für diese Tour abgehakt seien, wenngleich heute nicht der „übliche Verdächtige“, nämlich MARKUS, der „Flugschüler“ gewesen war. Es wurde noch etwas gelästert und so gelangten wir nach Esslingen, wo wir an einer Bäckerei Halt machten um Brötchen, Mitschelle und Kaffee zu kaufen. Frank und die Buba meinten, dass somit auch der Kaffeedurst gleich gestillt sei und wir somit dieses Mal gemeinsam nachhause fahren könnten. Damit später keiner der drei Kaffeeonkels behaupten konnte, er habe hier keinen Kaffe gehabt wurden Beweisfotos gemacht.

Während der Kaffeepause hatte es aufgehört zu regnen, und so setzten wir gestärkt, aber schon ca. 20 Minuten hinter unserem Zeitplan unsere Reise Richtung Plochingen fort. Etwa in Höhe des Kraftwerks Altbach huschte kurz vor markus ein dunkles Tier über den Weg, das markus fast überfahren hätte. Benji identifizierte das Tier als eine gewöhnliche Ratte. Was zu Spekulationen über die Zubereitung eines solchen Tieres als Braten führte, denn wir waren uns einig, dass, hätte markus das Tier überfahren, die Ratte irgendwie hätte entsorgt werden müssen. Letztlich war jedoch jeder froh, das diese Überlegungen lediglich hypothetischer Natur waren.
Da wir früher als ursprünglich geplant gestartet waren, kamen wir in Kirchheim / Teck schon um 10:40 Uhr an. Wohl noch etwas zu früh um zu Mittag zu essen. Daher beschlossen wir bis Oberlennigen weiter zu fahren um dort im Gasthof „Adler“ zu essen und sich vor dem Aufstieg, der Gutenberger Steige, etwas auszuruhen.
Eine wirklich glückliche Entscheidung. Das Essen war sehr gut und preiswert, die Bedienung überaus freundlich und das, obwohl wir wie 6 begossene Pudel in das vornehme Lokal eingefallen waren und uns an einem Tisch für 8 Personen ausgebreitet hatten. Überall fand man unsere Fahrradhelme, umgedrehten Regenjacken und nassen Radhandschuhe.
Nach dieser Stärkung sollte der schwierigste Teil des heutigen Tages in Angriff genommen werden, die Gutenberger Steige. Diese ist rund 4,5 km lang und hat ca. 7,5 % Steigung macht eine Höhendifferenz etwa 270 m aus. Ohne vorheriges Training ist nach spätestens 2 km Schieben angesagt, wie wir von früheren Fahrten in dieser Gegend wissen.
Doch waren alle gut bis sehr gut auf diese Tour vorbereitet und so wurde die Sache zügig angegangen. Sogar der Himmel strengte sich an, die Wolken rissen etwas auf und die Temperaturen stiegen auf 23°C. Fast schon wieder zu warn für diesen kräftezehrenden Abschnitt. Jeder fuhr in der, für ihn optimalen Geschwindigkeit und so kam markus als erster oben an. Frank erreichte 2 Minuten später die Schlatterhöhe und machte fleißig Zielfotos von den Nachfolgenden. Benji 2 Minuten nach Frank, Roby 3 Minuten nach Benji, Keule und Markus fast gleichzeitig 8 bzw. 9 Minuten nach Roby. Genügend Zeit also für das Wetter sich die Sache nochmals zu überlegen und nun doch auf Regenwetter zurück zu schwenken.
So ein Mist! Kaum hatte man die Regenklamotten in der Packtasche verstaut, musste man sie auch schon wieder herausholen. Doch stelle sich schon in Dornstetten (ca. 2 km später) heraus, dass dies eine weise Entscheidung gewesen war, denn wir fanden gerade noch rechtzeitig vor einem gewaltigen Platzregen Zuflucht in einem Bushaltestellenwartehäuschen.
Nachdem wir in diesem Häuschen eine gute halbe Stunde darauf gewartet hatten, dass der Regen ganz aufhören sollte und die Temperatur auf 14°C gefallen war, entschlossen wir uns, doch weiter zu fahren, da von unserer Stunde Vorsprung durch den vorgezogenen Start nur noch rund 15 Minuten übrig geblieben waren.
Also, auf geht’s weiter, hüh! Kaum, dass wir wieder auf den Rädern saßen wurde der Regen auch wieder stärker. Entweder hatten wir aufgrund der schlechten Sicht, die durch den Regen stark eingeschränkt war, oder wegen der schlechten Beschilderung die Abzweigung verfehlt. Jedenfalls machten wir in diesem Sch...wetter auch noch einen Bonus-Dreck (auch Bonus-Treck) von gut 4 km ehe wir wieder auf den Schwäbische-Alb-Radweg zurückfanden.
Weiter 5 km später begann dann die steile und wie in der Routenplanung beschrieben, bei Regen sehr gefährliche rund 5 km lange Abfahrt nach Bad Urach. Leider war diese Beschreibung eher unter- als übertrieben. Hinzu kam, dass auch die Beschilderung äußerst schlecht war. Dennoch schafften wir es ohne Sturz in Bad Urach an zu kommen. In der Zwischenzeit war es 17:00 Uhr und wir waren noch gut 3,5 km von der Jugendherberge entfernt. So kamen wir mit 12 Minuten Verspätung dort an, hatten aber keine Schwierigkeiten, da an der Anmeldung großer Andrang herrschte.
  
Nachdem wir das Zimmerbezogen, die nassen Kleider aufgehängt und geduscht hatten, kamen wir um 18:10 Uhr zum Abendessen. Hier machten wir zum ersten Mal Bekanntschaft mit den zwei Jugendgruppen, die an diesem Tag ebenfalls in der Jugendherberge untergekommen waren. Eine Gruppe des Jugendherbergsverbandes und eine Gruppe junger Türken mit ihren völlig überforderten Betreuern. Die türkische Gruppe feierte lautstark bis gegen 3:00 Uhr morgens, obwohl wohl keines der Kinder älter als 14 Jahre war.
Wir genehmigten uns noch jeweils zwei Weizenbierlein und zogen uns um 22:15 Uhr zur Nachtruhe auf unser Zimmer zurück. Je nachdem, wie gut man die Geräusche vom Flur ausblenden konnte war man mehr oder weniger bald eingeschlafen und am andern morgen auch mehr oder weniger gut ausgeruht.
Am wenigsten Probleme hatte wie immer MARKUS mit seinem Neigungsschalter. Unter 5° wird sofort auf Schlafmodus und nach 5 Minuten auf Schnarchmodus umgestellt.

Tagesstrecke 97,5 km            Gesamtstrecke 97,5 km                  Höhe ges. 810 m
Geschw. Ø 16,2 km/h              Temp. min. 14 °C                           Temp. max 23 °C

Sonntag, 15. Mai 2005

Aufgestanden wurde in zwei Schichten, damit die Enge des Zimmers nicht ganz so bedrückend war. Frank hatte seinen Wecker auf 6:15 Uhr gestellt und war kurz vor 7:00 Uhr quasi abfahrtbereit. Da er beim Packen nicht ganz leise war, wachten nach und nach auch die anderen auf und wechselten sich beim Packen ab.
Pünktlich um 7:30 Uhr saßen alle beim Frühstück, doch war die Stimmung mehr als bescheiden, denn obwohl uns am Abend zuvor mit etwas Abendrot ein schöner Sonntag versprochen worden war, regnete es in Strömen und es hatte nur 16°C.
Also, packten wir uns für eine Regenfahrt ein, und starteten um 8:15 Uhr Richtung Dettingen an der Erms. Die Strecke war fast eben und wir kamen trotz des Regens gut voran. In Dettingen riss sogar der Himmel etwas auf und da der erste steile Anstieg des Tages bevorstand pellten wir uns aus unseren Regenklamotten und gingen den Anstieg nach Glems an.
Irgendwie hatte die Karte hier einige kleine Fehler, denn sie zeiget eine mäßige Steigung an, tatsächlich war die Steigung durchaus mit der Gutenberger Steige vergleichbar, wenngleich sie nur etwa halb so lang war. Als wir den Höhenkamm erreicht hatten, mussten wir feststellen, dass Glems rund 60 Höhenmeter tiefer lag als unser Standort und so erklärte sich das Mittel von nur rund 4 % Steigung. Natürlich hatten wir schon auf halber Höhe des Anstiegs wieder die volle Regenmontur anziehen müssen, denn es regnete schon wieder in Strömen. In Glems folgten wir dem Schild zu den Sportanlagen und waren bald im Wald angekommen. Der Wirtschaftsweg, auf dem wir unseren Weg fortsetzen mussten stieg deutlich steiler an als die Gutenberger Steige am Vortag. Dafür war der Weg nur geschottert und gleichzeitig Regenablaufrinne für den gesamten Berg. Wir waren also wohl bei den “Sportanlagen“ angekommen. Nun ja, zurückgeschaltet, sich auf langsame Trittfrequenz eingestellt und einen Tritt nach dem Anderen gemacht. Den Blick immer kurz vor dem Vorderrad und kein baldiges Ende der Strecke erwartet.
Normalerweise ist dies ein probates Mittel um solche unangenehmen Strecken zu überstehen, doch nach 20 Minuten hatten wir laut Karte nur rund 1/3 der Strecke gemeistert. Der Regen wurde stärker und obwohl wir im Wald fuhren wurden wir so nass, dass selbst die Unterwäschen feucht war. Keule und markus hatten sich in den Kopf gesetzt die gesamte Strecke auf dem Rad zurück zu legen und hielten dies auch tatsächlich durch. Die anderen legten mehr oder weniger lange Strecken schiebender Weise mit unterschiedlichen Ausreden zurück. Zum Beispiel wollte Frank seine Knie nicht überlasten und Roby war es in seiner Regenkluft zu dämpfig um wirklich Leistung bringen zu können, MARKUS und Benji waren entweder weggerutscht und mussten neu Aufsteigen oder waren aus Solidarität ein Stück zusammen mit den Schiebern weit unterwegs. Als wir den Berg, nein Hügel, weil unter 1000 Höhenmeter, zu ¾ bezwungen hatten wurde eine kleine Verschnaufpause eingelegt.
Nachdem der Flüssigkeitsmangel mit Magnesiumgetränk und eau de vie ausgeglichen war, setzten wir den Weg fort. Die Stimmung war auf minus Null und so entwickelte jeder seine eigen Durchhaltestrategie. Frank und die Buba mobilisierten nochmals all ihre Kräfte um möglichst bald den höchsten Punkt dieser 5 km langen Teilstrecke, das Pumpspeicherwerk Glems, zu erreichen.
Keule, MARKUS und Roby entschieden sich dafür weiter den schon bekannten Trott wie bisher zu fahren und nicht viel über das tolle Wetter und die hervorragenden Geländeverhältnisse nachzudenken, damit sie irgendwann freudig überrascht feststellen konnten, dass der Weg nun hinter ihnen liege.
Nun ging’s also wieder bergab und wir erreichten auch recht schnell den geteerten Wirtschaftsweg, der auch als Radweg diente. Von außen und innen nass, und bei kühlen Temperaturen frierend, wurde unsere Gruppe immer wieder in Einzelgruppen auseinandergerissen. Diejenigen, die versuchten sich durch Bewegung warm zu halten fuhren denjenigen davon, die nach einer Gelegenheit zum Unterstehen Ausschau hielten um sich dann dort trocken zu legen. Nachdem die zweite Gruppe mehrere Kilometer weit vergebens nach einer Hütte Ausschau gehalten hatten, fuhr MARKUS plötzlich unter eine große und einzelnstehende Tanne und tauschte seine nassen Kleider gegen trocken aus seiner Packtasche aus. Da der Regen nicht nachließ, war er jedoch bald wieder eben so nass wie die Anderen.
Über St Johan und an Lonsingen vorbei kamen wir nach gut 20 km zum Öffenhauser Steigle kurz vor Gomadingen. Es war 1145 Uhr und es hatte endlich aufgehört zu regnen. Also machten wir eine kurze Rast, es wurden trockene Kleider angezogen, etwas gevespert und natürlich auch etwas verschnauft.
Nebenbei stellten wir fest, dass wir gegenüber unserer Planung rund 1 ½ Stunden Verspätung hatten und das Mittagessen wohl im nächsten Ort durch den wir kommen würden, eingenommen werden müsste. Weitere 10 km später kamen wir dann nach Meidelstetten. Die einzeige Gastwirtschaft am Ort war der Adler, eine „Boiz“ wie sie früher wohl in jedem Bauerndorf zu finden war. Der Gastraum war im ersten Stock über dem Stall. Auf der Rückseite war an das gut 300 Jahre alte Haus in den 30er –Jahren ein Tanzsaal angebaut worden und die Wirtin hatte einen bezaubernden Berliner Dialekt, also „typisch“ Schwäbische Alb. Die Tische waren gut 50 Jahre alt und dazu passend waren auch Stühle und Bänke. Besonders hervorzuheben war das Geschirr. Wohl selbst getöpfert und mit dem Namen des Lokals und dem Entstehungsjahr versehen. In der Stube war es warm, es gab ein Bockbier mit 7 % Alkohol und ein typisch schwäbisches Essen. paniertes Schnitzel, so groß, dass man den Teller fast nicht mehr sah, Spätzle, Soße und Salat.
  
Gegen 14:15 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg. Wir hatten noch 55 km vor uns und das Wetter wusste immer noch nicht, was es machen wollte. Sollte es wie am Vormittag bleiben oder sich bessern? So jammerten wir vor uns hin, als der Koch, der seinen Dienst beendet hatte uns bei den Vorbereitungen zur Weiterfahrt traf und fragte, wohin wir an diesem Tag denn noch wollten.
Nachdem wir ihm unser Ziel Sigmaringen genannt hatten, meinte er, dass dies auf der Landstraße nur rund 35 km entfernt sei, dass die Straße weitgehend eben und wenig befahren sei. Wir sollten kurz vor den Aufstieg nach Steinhilben nach Harthausen auf der Landstasse abbiegen, dann über Feldhausen und Innerringen bis Bingen weiterfahren und von dort direkt nach Sigmaringen ansteuern. Da wir alle die „Sch.... voll hatten“ nahmen wir den Rat des Kochs gerne an. Zwischen Feldhausen und Innerigen kam die Sonne zum Vorschein, und wir konnten endlich die Regenkleidung ablegen. Jetzt machte das Rad fahren wieder zunehmend Spaß.
Tatsächlich gibt es zwar nirgends eine wirklich ebene Strecke, aber diese Strecke war so, dass bei Talfahrten immer genügend Schwung übrig blieb um die leichten Steigungen zum nächsten Hügel gut zu meistern. Zwischen Bingen und Sigmaringen gab es dann doch noch eine „Bergprüfung“, aber verglichen mit dem Hügel vom Vormittag war dies hier nicht weiter erwähnenswert. So kamen wir schließlich gegen 16:20 Uhr an der Stauffenberg - Kaserne in Sigmaringen an. Wie wir aus dem Stadtplan sahen, begann die Hohenzollernstraße, an deren anderem Ende die Jugendherberge lag, direkt vor uns. Also, die nächsten
3 km nochmals in die Pedale getreten und dann für diesen Tag das Fahrrad nicht mehr weiter beachtet.
Denkste!!!! Die Hohenzollernstraße ging zunächst steil bergab um gleich darauf ebenso steil und doppelt so lang bis hinauf zum Krankenhaus anzusteigen. Von dort gingst dann wirklich nur noch hinunter und wir erreichten, schon fast wieder trocken, gegen 16:35 Uhr die Jugendherberge.
Der Hof war voller Radfahrer, die alle mehr oder weniger Nass geworden waren und sich jetzt in der Sonne trocken legten, denn bekanntlich kann man sich in Jugendherbergen erst ab 17:00 Uhr anmelden. Nachdem wir die Zimmer bezogen, die Kleider zum Trocknen aufgehängt und geduscht hatten, ließen wir es uns beim Abendessen und dem anschließenden Feierabendbier gut gehen.
Na ja soweit das mit Nanu-e (Manuel), einem behinderten Jungen, der uns mit seiner „Stöcklespistole“ bedrohte und wohl einen heiden Respekt vor seiner Mutter hatte, eben ging. Benji hatte uns mit dem Hinweis „Deine Mutter hat Dir geschrieen“ einige Minuten Ruhe herausgeschlagen, bevor er und markus zum Freiluftschach in den Hof verschwanden. Kurz nach halb Zehn kamen Benji und markus zurück und Benji freute sich sehr, dass er gegen markus gewonnen hatte. Dieser bemerkte ganz trocken: „Ich hab’ halt in der Dämmerung die schwarze Dame von Benji übersehen.“
Nachdem die Jungs eine Einladung zu einem Getränk ihrer Wahl ausgeschlagen hatte, sagte markus: „Ich geh jetzt ins Bett“ „Und ich schau’ zu“, ergänzte Benji und weg waren beide. Wir anderen tranken noch unser Bier aus und gingen dann auch Schlafen. Gegen 22:35 Uhr war dann wirklich Bettruhe. Anders als am Vortag war kein Laut zu hören, mit Ausnahme der Schnarchgeräusche, die natürlich immer die anderen und nie man selbst machte.

Tagesstrecke 76,5 km           Gesamtstrecke 174 km               Höhe ges. 908 m
Geschw. Ø 15,7 km/h            Temp. min. 15,7 °C                     Temp. max 18,6 °C


Monatg, 16. Mai 2005

Nachdem wir auch am Sonntagabend die Bude voller nasser oder feuchter Kleider hatten - wir ersparen uns hier den Abdruck der doch deprimierenden Bilder-, hatten wir an diesem Montagmorgen die selbe Prozedur wie am Vortag. Frank stand um 6:15 Uhr auf packte seine nun trocken Kleider und weckte dabei so en passant die ganze Mannschaft. Da er seine Tasche fast völlig aus- und wieder eingepackt hatte, meinte Keule, ob er wohl jedes mal den Schrank einräume, oder warum er so vergleichsweise viel zu packen habe. Nun ja in die Packtaschen der Anderen schaut man lieber nicht. Jeder hat sein eigenes System, der Eine liebt das System moderne Transportlogistik in Containern, der Andere das System chaotische Lagerhaltung. Je nachdem, in welche Tasche man an diesem Morgen geschaut hätte, hätte man vom einen zum anderen Extrem alle Varianten finden könne.
Nach dem Frühstück brachen wir gegen 8:20 Uhr auf. Das Wetter war leicht bewölkt und es hatte 15,1°C. Laut Roby: „... mit der Tendenz zur Besserung!“
Leider hatte, wie sich noch herausstellen sollte, Frank den Fehler begangen diesen Satz zu notieren und das obwohl er weiß, dass derartige Aussprüche Roby’s sich regelmäßig dadurch bewahrheiteten, dass sich das Wetter zu einem Wolkenbruch aufklärt. Doch zunächst war alles tuti paletti.
Bis Laiz verliefen der Schwäbische-Alb-Radweg und der Donau Radweg parallel und an der Donau entlang, die hier nicht sehr viel breiter ist als die Rems in Neckarrems. Leider waren auch hier immer wieder kurze, aber kräftige Anstiege und gleich darauf ebensolche Abfahrten zu meister. Bis Vilsingen lief alles wie erhofft. Selbst das Wetter blieb wie es war.

Die Sonne schien und es hatte dunkle Wolken am Himmel.In Vilsingen erlagen wir wieder einmal der überaus guten Ausschilderung und quälten uns eine recht lange und steile Anhöhe hinauf, obwohl laut Karte hier überhaupt eine Steigung, dafür aber eine Bundesstraße parallel zum Radweg sein sollte. Dies stelle Frank jedoch erst fest, als auf einem einsamen Waldweg eine Gabelung ohne Markierung kam und er sich mit Hilfe der Karte orientieren musste. Nicht weit (ca. 1,5 km) von unserem Standort ca. 60 Höhenmeter über dem Tal in dem Vilsingen liegt sahen wir eine Siedlung. Dies musste der nächste Ort Engelswies sein. Doch als wir im vermeintlichen Engelswies ankamen, stellten wir fest, dass wir in Langenhart angekommen waren. Wir lagen nun ca. 3 km westlich unserer geplanten Route.
Nach kurzem Kartenstudium stellten sich heraus, dass wir auf einer kleine Nebenstraße über Rohrdorf wieder nach Messkirch gelangen konnten, wohin uns der Schwäbische-Alb-Radweg ohnehin geführt hätte. Also, nichts wie los. In Rohr hatten wir die Frage zu beantworten, den Berg hoch durch den Ort oder über die Bundesstraße 313 am Ort vorbei. Im Zweifel immer den Buckel hoch, also durch Rohrdorf hindurch. Dies war die richtige Entscheidung. Nun ging es zunächst immer bergab bis wir in Messkirch ankamen.
Hier machten wir eine längere Pause. Die Sonne hatte sich versteckt und so war es dem eine oder anderen in seiner leichten Montur zu kühl und es wurde sich das erste Mal an diesem Tag umgezogen. MARKUS und Roby waren voller Tatendrang und machten nach
ca. 5 Minuten für die Anderen den Scout indem sie den Hofgarten in Messkirch genauer inspizierten und nicht mehr zu sehen waren. Da nicht klar war, ob dies nun der richtige Weg sei oder nicht warteten Keule, Frank, Benji und markus auf die Wiederkehr der beiden.
Als sie nicht kamen, machten sie Keule und Frank auf die Suche und fanden die Scouts auch. Daraufhin winkte Frank den beiden Jungs, dass sie folgen sollten. Doch zunächst folgte nur markus. Keule war den Scouts nachgefahren und Frank wartete zusammen mit markus auf Benji. Als klar war, dass diese folgen würde wollte markus seinerseits den Pfadfindern Roby, MARKUS und Keule folgen. Er übersah dabei aber eine Parkbank, blieb mit seiner Packtasche an dieser Bank hängen und rammte sich das Lenkerhorn in den Solarplexus. Aus die Maus, keine Luft mehr! Doch bis Benji und die anderen gemerkt hatten, dass Frank und markus nicht nachkamen, hatte sich markus schon wieder soweit erholt, dass er zwar noch schwer atmend aber dennoch wieder aufs Rad steigen und weiterfahren konnte.
Über Unterbichlingen mit seinem historischen Schulhaus und Schwakenreute mit seinem aufgelassenen Bahnhof ging die Fahrt über Zoznegg und Ursaul auf der Landstraße wei¬ter Richtung Bodensee. In Matezreuth hatten wir die erste wirklich steile Abfahrt auf einem Art Waldweg, der in Winterspü¬rer mitten im Ort neben den Tennisplätzen endete. Laut Karte sollte noch ein kleiner Anstieg vor dem Bodensee kommen. Tatsächlich war der Anstieg nicht all zu steil, doch zog er sich sehr in die Länge. Aber dann, als wir in Höhe der B31 aus dem Wald kamen sahen wir in der Ferne die Umrisse des Bodensees. Nach einer rasanten Talfahrt, bei der wir innerhalb weniger Minuten gut 60 Höhenmeter verloren machten wir Halt um das Panorama zu genießen und Bilder zu machen.
Weiter ging’s dann die restlichen 80 Höhenmeter hinunter nach Ludwigshafen an den Bodensee. Inzwischen war es 11:55 Uhr und somit Zeit für das Mittagessen. Doch zuvor wollten wir noch an den Hafen um dort unser „Zielfoto“ zu machen.

Unser Zielfoto: Bodensee 2005

Auf dem Weg zum See hatten wir in der Gaststätte „zum Zinnkrug“ ein günstiges Angebot von Bodenseefelchen entdeckt, weshalb wir dort dann zum Mittagessen einkehrten und uns neben den Felchen auch Steaks ( nicht jeder wollte Fisch) und Spargelcremesuppe schmecken ließen. Natürlich musste auch das eine oder andere Weizenbier daran glauben, bevor wir gegen 14:00 Uhr die letzte Etappe nach Konstanz antraten.
Wir hatten uns bewusst in die Gartenwirtschaft gesetzt um uns nicht zu sehr an die Wärme zu gewöhnen, doch meinte der Wirt es gut mit uns und schaltete seine Gasterrassenheizung ein. So kam es, dass wir nach dem Mittagessen etwas fröstelten. Dies auch deshalb, weil in der Zwischenzeit kein Stückchen blauen Himmels mehr zu sehen war. Alles war Grau in Grau und deutete auf einen baldigen Regenguss hin. Da war leider nichts zu Machen! Wenn bis 18:40 Uhr am Bahnhof in Konstanz sein wollten um mit dem geplanten Zug zurückzufahren, mussten wir notfalls auch bei Regen fahren. Daher traten wir kräftig in die Pedale, um uns so aufzuwärmen. Bis Bodman kamen wir schnell voran, weil die Strecke tatsächlich eben war. Dann hatten wir 3 Wege zur Auswahl um hinauf nach Liggerin¬gen zu kommen. Wir entschieden uns für den einzigen geteerten Weg nämlich auf der Landstraße, denn die beiden anderen Wege wären auf durchnässten Waldpfaden gewesen. Auf einer Strecke von gut 3,5 km hatten wir nochmals einen Höhenunterschied von 200 Meter zu überwinden. Leider hatte das Wetter überhaupt kein Mitleid mit uns. Als wir gerade die Steigung hinauf nach Liggeringen erreicht hatten, begann wieder der „Schürlesregen“.
Wir schleppten uns in der nun schon bewährten Weise den Berg hinauf und warteten oben vor einer Scheune bis alle eingetroffen waren und der Regen etwas nachließ.
Nach etwa einer halben Stunde schien es, als wollte der Regen nun völlig aufhören und so machten wir uns wieder auf den Weg. Doch weit gefehlt, kaum dass wir wieder auf den Rädern saßen, das selbe Spiel von vorne, Regen nichts als Regen. So fuhren wir ohne wirklichen Antrieb Kilometer um Kilometer Richtung Konstanz. Wir kamen durch Langenrain, Dettingen, wieder hinunter auf Seehöhe nach Wallhausen, Dingelsdorf, Litzelstetten und Egg. Angeblich war hier die Strecke ab Wallhausen wieder total eben doch mussten wir alle paarhundert Meter Hügel überwinden die gut 20 Höhenmeter über dem Bodensee ihren Scheitel hatten. Topfeben eben eben!
Gleich nach Egg kamen wir an einem Bauerhof vorbei, vordem unter dem Vordach der Scheune ein Paar saß und Most trank. Wir hatten die Beiden schon beinahe passiert, als Sie uns nachrief, ob wir keinen Most wollten. Diese Aufforderung ließen wir nicht an uns vorüber gehen, ohne ihr Folge zu leisten. Daher kehrten wir ein und genehmigten und je zwei Gläser Most. Der Most war herrlich und der Regen ließ nun doch nach.
So traten wir den letzten Teil unsere Reise an, rund 7 km bis zum Bahnhof.
Nach etwa 2 km kamen wir an einen öffentlichen Brunnen, wo wir die Gelegenheit beim Schopfe packten unseres Räder vom gröbsten Dreck zu säubern, da wir ja nicht wussten, ob wir die Räder einfach in den Wagon schieben können würden oder ob wir diese hineinheben müssten. Für den zweiten Fall war es besser, wenn kein Schutz an den Rädern hing.
Wir hatten den Bahnhof schon fast im Blick, als in einer langgestreckten Linkskurve des Radwegs der Belag plötzlich in Längsrichtung sich änderte. Links war er geteert, rechts geschottert. Beim Versuch von der geschotterten Seite, auf die geteerte zu kommen stürzte MARKUS dann so unglücklich, dass wir im ersten Moment glaubten den Rettungsdienst zu brauchen. Er überschlug sich samt Rad, da er nicht aus seinen Klickpedalen kam und schleuderte mit dem Kopf hart gegen den hohen Bordstein. Glücklicherweise hielt sein Helm dem Aufschlag stand, doch hatte er sich Schulter und Hüfte ordentlich geprellt. Nach einer längeren Erholungspause ging’s dann sehr vorsichtig weiter bis zum Bahnhof, wo wir gegen 17:30 Uhr ankamen.
Nachdem wir MARKUS auf eine Bank gesetzt und unsere Räder gleich daneben abgestellt hatten, gingen wir in zwei Schichten zum Essenfassen. Benji, markus und Frank verpflegten sich beim „Goldenen M“ und Keule und Roby holten für den Rest der Truppe Döner.
Zurück ging es im völlig überfüllten Fahrradabteil des Regionalexpress nach Stuttgart. Es gab nur einen Radabstellplatz im ganzen Zug für ca. 8 Räder. Tatsächlich waren aber insgesamt rund 12 Räder im Zug, so dass es hier kein Durchkommen mehr gab. Leider war auch die einzige Toilette des Zuges in diesem Bereich und konnte nur erreicht werden, indem man durch das Fahrradabteil ging. Entsprechend war Stress vorprogrammiert, zumal die Toilettentüre nicht zu schließen war. Besonderes erwähnenswert war die Begegnung mit einem alten Mann, der glaubte indem der scharf und ohne Vorankündigung „Weg!!!“ rief, würden sich alle Räder augenblicklich in Luft auflösen. Natürlich taten sie das nicht und er hatte einiges zu schimpfen auf die rücksichtslosen Radfahrer da.
MARKUS ging es zusehend schlechter. Seine Prellungen machten mit starken Schmerzen auf sich aufmerksam und so beschlossen wir, mit der Straßenbahn bis Aldingen weiter zu Fahren und die Räder bei Franks Schwiegermutter in die Garage zu stellen.Keule verabschiedete sich auf dem Hauptbahnhof in Stuttgart von uns, um mit der S-Bahn nach Winnenden weiter zu fahren. Susi und Sylvia holten uns um
22:30 Uhr in Aldingen ab und überraschten uns mit einem Willkommensgeschenk, je einer Unterhose mit Bodenseelogo.Frank und Roby wollten MARKUS nachhause bringen. Roby sollte MARKUS’ Auto mit dessen Rad fahren und Frank sollte für Roby den Heimholdienst übernehmen. Doch wir hatten natürlich mal
wieder nicht die Rechnung mit dem Dickkopf von MARKUS gemacht. Als MARKUS beim Einladen seines Rades nämlich feststellte, dass seine Schulter nicht stärker schmerzte, falls er sich nur vorsichtig genug bewegte, beschloss er, dass er doch selber nachhause fahren wollte und schickte Roby und Frank sofort nach Hochberg zurück. So kam es, dass wir alle kurz nach 23:00 Uhr zuhause ankamen.


Tagesstrecke 85 km               Gesamtstrecke 259 km               Höhe ges. 624 m
Geschw. Ø 16,5 km/h             Temp. min. 12 °C                        Temp. max 15,1 °C